Brijuni, eine Inselgruppe im adriatischen Meer
Die Inselgruppe Brijuni besteht aus 14 Inseln und liegt vor der Küste Istriens im adriatischen Meer. Die gesamte Landfläche steht unter Naturschutz und wurde 1983 zum Nationalpark erklärt. Archäologische Funde belegen, dass die Inseln schon in prähistorischer Zeit bewohnt waren. Aus römischer und byzantinischer Zeit sind Villen und Befestigungsanlage erhalten. Mit dem Beginn der Christianisierung Kroatiens im 5 . Jahrhundert wurden auch Kirchen gebaut, und der älteste Sakralbau aus dieser Zeit ist die Marienbasilika. Seit 1331 war Brijuni unter venezianischer Herrschaft und ab 1815, nach dem Wiener Kongress, gehörte die Inselgruppe als Teil Istriens zur Donaumonarchie.
Da das ganze Gebiet malariaverseucht war, war es mehr oder weniger unbewohnbar. Dies änderte sich, nachdem 1893 der österreichische Industrielle Paul Kuppelwieser die Inseln gekauft hatte. Kuppelwieser hatte davon gehört, dass der Bakteriologe Robert Koch mittels einer neuen Methode in Italien Versuche machen wollte, um dieser Krankheit Herr zu werden. Auf Einladung Kuppelwiesers kam Koch nach Brijuni, wandte dort die von ihm entwickelte Chinin-Therapie an und konnte die Krankheit erfolgreich besiegen. Danach wollte Kuppelwieser die Inseln zu einem mondänen Urlaubsziel machen und liess deshalb Strom- und Wasserleitungen legen, Strassen bauen, Hotels errichten und die von einer Macchia überwucherte Landschaft roden. Er liess eine Wald- und Parklandschaft anlegen, indem er exotische Pflanzen und Bäume importierte. Dank des milden Klimas entwickelten sich diese prächtig und heute gedeihen mehr als 700 Arten verschiedene Bäume, Pflanzen und Sträucher auf der Insel. Sie wurde zu einem mondänen Treffpunkt für die Schickeria Europas. Von 1918-1943 gehörte die Inselgruppe zu Italien und nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs kam sie an Jugoslawien. Tito beanspruchte das Gebiet als Privatbesitz und liess dort mehrere Luxusresidenzen bauen. Bis zu seinem Tod waren die Inseln Sperrgebiet, und die normale Bevölkerung hatte keinen Zutritt mehr. Nach Titos Tod wurde das Gebiet zum Nationalpark erklärt.
Die archäologischen Relikte aus vergangener Zeit befinden sich vor allem auf der Hauptinsel Veli Brijuni. Aus der römischen Kaiserzeit bzw. aus byzantinischer Zeit stammt eine Befestigungsanlage an der Küste. Bereits in republikanischer Zeit war an der Küstenregion ein landwirtschaftlicher Betrieb eingerichtet worden, eine so genannte Villa rustica, um hier Oliven und vermutlich auch Wein zu produzieren. Ein zweiter landwirtschaftlicher Betrieb folgte, und in der Kaiserzeit wurden die beiden Wohnzentren zu einer Befestigungsanlage, einem Castrum, erweitert, um sie vor feindlichen Übergriffen durch Piraten zu schützen. Die ganze Anlage dehnte sich auf mehr als einem Kilometer Länge der Küste nach aus und umfasste einen Tempelbezirk, Thermen, eine Zisterne und einen Wirtschaftstrakt. Auf dem weitläufigen Gelände sind fast nur noch die Fundamente verschiedener Bauten sowie ein paar Säulen erhalten.
Aus christlicher Zeit ist die Basilika der Heiligen Maria erhalten, die ca. im 5. Jahrhundert erbaut und im 6. Jahrhundert erneuert. Die Kirche hat einen rechteckigen Grundriss und ist durch Säulen in drei Schiffe geteilt – auf einem Säulenkapitell ist noch das Monogramm Christi erhalten. Der Altarraum ist erhöht und vom Kirchenschiff durch einen Bogen abgetrennt. Die durch Mauerblenden gegliederten Seitenwände sind fast vollständig in ihrer ursprünglichen Höhe erhalten.
Im 9. Jahrhundert gründeten Benediktinermönche neben der Kirche eine Abtei. Der Orden bestand bis 1312, wurde dann aufgehoben und der ganze Komplex ging in den Besitz des Templerordens über. Um die ganze Anlage herum befand sich auch eine Nekropole, deren Grabstätten teilweise aus dem natürlichen Felsgestein gehauen waren.
An der Anlegestelle der Fähre steht die Kapelle des Heiligen German aus dem Jahre 1481. German war ein Bürger der Stadt Pula gewesen, der sich zum Christentum bekannt hatte und deshalb ca. 290 hingerichtet worden war. Zu seinem Gedenken wurde die Kapelle errichtet. An den Wänden befinden sich Kopien von Fresken, die Szenen aus der Heiligen Schrift darstellen.