Die Westküste zwischen San Francisco und Los Angeles

Die Westküste zwischen San Francisco und Los Angeles

San Francisco wurde im Jahre 1776 als Befestigungsanlage von Juan Bautista de Anza als Vorposten zum Schutze des damaligen Königreiches Neuspanien errichtet. Lange Zeit blieb der Posten völlig unbedeutend. Erst als der so genannte Goldrausch ausgebrochen war und Glücksritter aus den verschiedensten Gegenden dieser Welt nach Kalifornien strömten, verdreifachte sich in kürzester Zeit die Bevölkerungszahl. Heute steht San Francisco in Bezug auf die Grösse amerikanischer Städte an vierzehnter Stelle.

Spektakulär und beeindruckend ist die Einfahrt in Stadt über die San Francisco Oakland  Bay Bridge, die eine der grössten Hängebrücken der Welt ist, und welche die beiden Städte San Francisco und Oakland verbindet.

San Francisco ist eine hügelige Stadt, und man muss, sofern man sie zu Fuss erkunden will, eine gute Konstitution haben. Einfacher ist es natürlich, wenn man das Auf und Ab der Strassen motorisiert bewältig, wobei eine Fahrt mit dem Cable Car dabei ein absolutes Muss ist. Die Bahn ist ein Relikt aus dem 19. Jahrhundert. 1873 wurde  die erste Bahn in San Francisco in Betrieb genommen, weitere Bahnen folgten, aber mit der Konstruktion elektrischer Strassenbahnen erhielt das Cable Car-System Konkurrenz.  1906 wurde das ganze System durch das schwere Erdbeben vollständig zerstört.  Beim Wiederaufbau wurde das Streckennetz mehrheitlich mit elektrischen Strassenbahnen ausgerüstet, und nur auf den steilen Strecken wurden wieder Cable Cars eingesetzt Heute gibt es noch drei Linien. Seit 1964 sind Cable Cars ein Nationaldenkmal der USA.

Touristischer Hauptanziehungspunkt in San Francisco ist der Fisherman’s Wharf am Hafen.  Der Pier Nr. 39 ist das Zentrum – hier findet man alles, was das Touristenherz begehrt: Restaurants, Imbissbuden, Souvenirläden, Strassenkünstler, Karusells, etc. Hier liegen auch die Schiffe, mit welchen die Besucher zu allen möglichen Ausflugszielen gelangen können, zum Beispiel zur ehemaligen Gefängnisinsel Alcatraz. Besonders populär und ein grosser Anziehungspunkt ist die Robbenkolonie, die sich hier auf Bootsstegen angesiedelt hat. Als sich nach dem Erdbeben von 1989  Robben hier niedergelassen hatten, war die Stadtverwaltung von San Francisco über diese ungebetenen Gäste zunächst gar nicht begeistert und wollte die Tiere wieder vertreiben. Aber als man merkte, dass die Robben viele Besucher anlockten, duldete man sie nicht nur, im Gegenteil – sie werden nun als Touristenattraktion gehegt und gepflegt.

300m über San Francisco liegt die Anhöhe Twin Peaks, von wo aus sich ein  perfekter Blick über das Panorama der Stadt bietet.

Ein absolutes Muss  ist natürlich ein Spaziergang über die Golden Gate Bridge – 1937 fertiggestellt, überspannt sie den Eingang zur Bucht von San Francisco.  Die Skyline der Stadt im nachmittäglichen Sonnenlicht – atemberaubend.

Die Küstenstrasse nach Süden in Richtung Los Angeles führt durch malerische und reizvolle Gegenden.  Durch den Roman „Cannery Row“ („Strasse der Ölsardinen“) von John Steinbeck ist die Region um die Bucht von Monterey berühmt geworden. Die Geschichte kreist um Ereignisse aus der Zeit der grossen Wirtschaftskrise in den Zwanziger- und Dreissigerjahren.  Da das Meer im Küstengebiet von Monterey reich an Fischbeständen gewesen war, waren anfangs des letzten Jahrhunderts längs der Küstenstrasse zahlreiche Fischfabriken (Cannery Row) gebaut worden.  Die meisten Einwohner der Stadt hatten in den Fabriken ihr Auskommen gefunden.   Aber da  der Fischbestand  infolge von Überfischung drastisch zurückging, kam es in den Zwanziger- und Dreissigerjahren zu einer grossen Wirtschaftskrise, und die Fischfabriken mussten geschlossen werden. Diese Vorgänge und die soziale Verelendung, von der die Bevölkerung durch  Arbeitslosigkeit betroffen war, beschrieb John Steinbeck in  seinem berühmten Roman.

Carmel-in-the Sea ist eine gepflegte Künstlerstadt mit eleganten Geschäften. Die Stadtverwaltung duldet keine Kommerzialisierung – es gibt zum Beispiel keine billigen Outlets und kein McDonalds in der Stadt! Hier starb der Franziskanerpater Junipero Serra, der an der Gründung der 21 Missionsstationen im Königreich Neuspanien mitgewirkt hatte. Sein Grab befindet sich am Altar der  kleinen Kirche im Ort. Die Kirche wurde im Jahre 1830 säkularisiert, aber 1930 von der Katholischen Kirche wieder religiösen Zwecken zugeführt. Junipero Serra hatte einen  asketischen Lebenswandel geführt, war aber wegen seiner Missionsmethoden bei der indianischen Bevölkerung ausserordentlich unbeliebt. 1988 wurde er selig gesprochen.

Die Stadt Los Angeles setzt sich aus einer Vielzahl von Städten zusammen, die aus unterschiedlichen Gründen  berühmt sind – Santa Barbara, Santa Monica, Beverly Hills, Hollywood… . Insgesamt leben im Grossraum Los Angeles ca. 15 Millionen Menschen. Bei einem Spaziergang entlang den gepflegten Küstenpromenaden der am Pazifik gelegenen Gemeinden ahnt man nichts von der grossen Armut, die  unübersehbar  auch im reichen Land Amerika herrscht.  In den grossen Städten wird man unweigerlich mit dem Elend der „homeless people“ konfrontiert: auf den Strassen sitzen Obdachlose am Boden, ihre geringe Habe in Plastiktüten verpackt, völlig zerlumpte Gestalten, und betteln um Almosen – ein erschütternder Anblick.

Die berühmteste Gemeinde von Los Angeles ist Hollywood. Touristisches Zentrum ist der Hollywood Boulevard mit dem „Walk of Fame“, wo die Namen vieler bedeutender Künstler in einen Stern in  die Steinplatten am Boden eingraviert sind.   Hier steht auch das wohl berühmteste Filmtheater der Welt, das Grauman’s Chinese Theater, an dessen Eingang, in Zementblöcke eingepresst,  zahlreiche Künstler sich mit Hand- und Fussabdrücken sowie mit Widmungen verewigt haben.  Das im Stil einer chinesischen Pagode erbaute Kino liess Sid Grauman 1926 errichten, es ist der erste grosse Kinopalast in der Geschichte der Filmindustrie. Am Boulevard befindet sich auch ein riesiges Einkaufszentrum, von dessen oberer Etage aus man den berühmten Schriftzug „Hollywood“ in den Hügeln um Hollywood sehen kann. Selbstdarsteller jeglicher Couleur bevölkern den Boulevard – seien es Doppelgänger von Michael Jackson, Marilyn Monroe oder von anderen Berühmtheiten: wer auch immer – alle diese Leute ziehen die Aufmerksamkeit der Touristen auf sich und diese haben beim „people watching“  ihren Spass!