Damaskus: das Nationalmuseum

Damaskus: das Nationalmuseum

Das reiche kulturelle Erbe Syriens ist im Nationalmuseum Damaskus dokumentiert. Das Museum ist das bedeutendste Museum Syriens und war 1939, als Syrien noch französisches Protektorat war, errichtet worden. Damals war es der modernste Museumsbau des Vorderen Orients gewesen. Das Gebäude ist nicht sehr gross, aber seine Exponate ermöglichen dem Besucher einen hervorragenden Überblick über die bedeutenden künstlerischen und kulturhistorischen Leistungen der Vergangenheit. Im Museum sind nicht nur Objekte aus allen Epochen Syriens ausgestellt, sondern auch ganze Denkmäler, die an ihren ursprünglichen Standorten abmontiert und hier wieder aufgebaut worden waren.

An die Fassade des Museums wurde die Palastfassade des Wüstenschlosses Qasr al-Heir-West versetzt. Das Schloss war vom Omayyadenkalifen Hisham um 727/728 östlich von Palmyra erbaut worden und diente dem Kalifen als Sommerresidenz sowie als Standort für seine Kontakte mit den Beduinen.

Ebenfalls von seinem ursprünglichen Ort entfernt wurde das Hypogäum des Yarhai, ein Hausgrab aus Palmyra aus dem Jahr 108 n. Chr. In der Gruft hatten zahlreiche Angehörige des Yarhai ihre letzte Ruhestätte gefunden. Die Frontseite des Grabes schmückt ein reich ausgestalteter Kline-Sarkophag: dargestellt ist der Verstorbene auf einer Kline, von seinen Familienangehörigen umgeben.

In einem gesonderten Raum befinden sich die Fresken aus der Synagoge von Dura-Europos, einer Stadt im Osten von Syrien. Die Synagoge wird in das zweite nachchristliche Jahrhundert datiert und ist die einzige Synagoge aus der Antike, deren Wände mit Personen und Ereignissen aus dem Alten Testament bemalt waren.

Die frühgeschichtliche Vergangenheit manifestiert sich in den Funden aus Mari, Ebla und Ugarit. Typisch für die frühdynastische Kultur von Mari (ca. 2500 v. Chr.) sind die Beterfiguren in ihren Zottenröcken. Aus Ebla ist ein ausserordentlich schönes Kultbecken (ca. 2000 v. Chr.) erhalten; ausserdem wird ein dreisprachiges Wörterbuch (sumerisch-eblaitisch-akkadisch) aus Ebla hier aufbewahrt, ein Zeugnis der hohen damaligen Sprach- und Schriftkultur. Der älteste arabische Dialekt ist aus Ebla überliefert, und das moderne Arabisch enthält noch Elemente dieses Dialektes.

Faszinierend sind die Tontafeln aus Ugarit, wo etwa 1400 v. Chr. das erste Alphabet der Menschheit entwickelt wurde. In Vitrinen sind Tontafeln in verschiedenen Grössen mit z.T. winzig kleinen Keilschriftzeichen ausgestellt. Die Schrift wurde mit einem Griffel in die Tontafeln gedrückt, die anschliessend  an der Sonne getrocknet oder auch in einem Ofen gebrannt wurden.   Ungebrannte Tontafeln zerbröseln im Laufe der Zeit, aber da immer wieder ganze Tontafel-Archive Brandkatastrophen zum Opfer fielen, wurden deren Tafeln durch die Brände konserviert und blieben so der Nachwelt erhalten. In einem besonderen Schaukasten liegt das Täfelchen, das die Reihenfolge der Schriftzeichen des ersten Alphabets festhält.

Wie an vielen anderen Orten, durfte auch in diesem Museum nicht fotografiert werden.