Ain Dara – Fussspuren einer mesopotamischen Göttin
Nordwestlich von Aleppo befinden sich auf dem Siedlungshügel Tell Ain Dara die Ruinen einer späthethitischen Tempelanlage, ca. im 10. Jh. v. Chr. erbaut. Ain Dara war ein Kleinstaat, der nach dem Untergang des mächtigen Hethiter-Reiches entstanden war, aber zerstört wurde, als die Assyrer im 8. Jh. v. Chr. nach Westen vordrangen. Der Tempel auf dem Tell wurde ebenfalls zerstört und seine Ruinen überbaut. 1956 wurde die Gegend archäologisch erforscht, nachdem ein Hirtenjunge die monumentale Basaltfigur eines Löwen entdeckt hatte.
Architektonisch gehört die Anlage zum Bautypus Bit Hilani. Der für die syrische Architektur so typische Steinwechsel kommt hier schon zur Anwendung – dunkler Basalt und heller Sandstein. Gewaltige Orthostaten aus Basalt mit frontal dargestellten Löwenfiguren umschliessen den Tempel. Aufgrund der Ikonographie, Löwen- und Sphingenstatuen, wurde der Tempel der mesopotamischen Göttin Ischtar zugeordnet, deren Attribute Löwe und Sphinx sind. Inschriftliche Belege für Richtigkeit dieser Vermutung existieren jedoch nicht.
Die im Boden des Eingangsbereichs eingemeisselten riesigen Fussspuren – Schrittrichtung in das Innere des Tempels – sollen die Anwesenheit der Gottheit im Tempel symbolisieren: die Göttin hat den Tempel betreten.