Agra – das Taj Mahal, das Rote Fort und das Mausoleum für Itimad ud-Daulah

Agra – das Taj Mahal, das Rote Fort und das Mausoleum für Itimad ud-Daulah

Es heisst, das Taj Mahal in Agra im Bundesstaat Uttar Pradesh sei das am häufigsten abgebildete Bauwerk der Welt. Das Monument ist das Mausoleum für Mumtaz Mahal („Auserwählte des Palastes“), der Lieblingsfrau des Shah Jahan (1592-1666). Seine Liebe zu ihr war gross, und ihr Einfluss auf ihn nicht minder. Das Grabmal ist in der Tat der eindrucksvolle Beweis einer grossen Liebe. Als Mumtaz Mahal Shah Jahan 1631 auf einem seiner zahlreichen Feldzüge begleitete, starb sie bei der Geburt ihres 14. Kindes. Sie war 17 Jahre mit ihm verheiratet gewesen, hatte in dieser  Zeit 14 Kinder geboren, sieben davon waren in jungen Jahren  gestorben. Ihr Tod  war ein grosses Unglück für den Kaiser gewesen. Er wandte sich von seinen Regierungsgeschäften ab und widmete sich fortan seiner grossen Leidenschaft, der Architektur. Bald nach dem Tod der Mumtaz Mahal gab er den Bau des Grabmals in Auftrag. Wer der Architekt und Planer dieser grandiosen Anlage ist, ist aber nicht genau bekannt. Das Mausoleum liegt am Ufer des Yamuna in einem grossen Garten, der von auf das Mausoleum zufliessenden Kanälen durchzogen ist, un den man durch einen massiven Torbau betritt.. Das Gebäude selbst ist aus Ziegeln errichtet, aber vollständig mit weissem Marmor verkleidet und überreich mit ornamentalen Einlegearbeiten sowie Koraninschriften dekoriert. Die Kuppel entspricht dem Typus persische  Doppelkuppel,  und der Bau selbst ist nach dem Hasht-bihesht-Prinzip konzipiert. So ist das Grabmal der Mumtaz Mahal schon auf Erden ein Paradies. Die Koranverse am Eingang beziehen sich  ausschliesslich auf die zu erwartenden Freuden des Paradieses, ebenso symbolisiert die Gartenanlage das Paradies, wird dieses doch im Koran als Garten beschrieben: „Diejenigen aber, die glauben und tun, was recht ist, sind die besten Geschöpfe. Als Lohn haben sie bei ihrem Herrn die Gärten von Eden zu erwarten, in deren Niederungen Bäche fliessen und in denen sie ewig weilen werden“ (Sure 98, Vers 7 und 8). Im Inneren des Mausoleums stehen die Kenotaphe von Mumtaz Mahal und Shah Jahan in einem von einem Marmorgitter umschlossenen Raum. Im Zentrum des Raumes steht das Kenotaph der Mumtaz Mahal, etwas abseits dasjenige des Shah Jahan. Es heisst, dass der Kaiser auch für sich am anderen Ufer des Yamuna, gegenüber dem Taj Mahal, ein   Mausoleum aus schwarzem Marmor hatte errichten lassen wollen, aber diese Absicht nicht verwirklichen konnte, weil er von seinem Sohn Aurangzeb  entmachtet und von diesem für den Rest seines Lebens im Fort von Agra eingesperrt worden war. Die eigentlichen Gräber befinden sich in einer unterirdischen Gruft, was den damals üblichen Begräbnissitten entspricht. Auch die Innenwände der Grabkammer sowie die beiden Kenotaphe sind überreich mit Einlegearbeiten geschmückt, das Material der Intarsien besteht  aus Halbedelsteinen.

In Agra steht auch das Mausoleum für Itimad ud-Daulah. Itimad ud-Daula war persischer Herkunft und  unter Kaiser Jahangir Finanzminister gewesen. Sein Name   „Säule des Staates“ ist ein Ehrentitel, den ihm  Jahangir aufgrund seiner Tüchtigkeit verliehen hatte.  Itimad ud-Daulas Tochter Nur Jahan, die Gemahlin des Jahangir, hatte den Bau 1622 in Auftrag gegeben. Erbaut ist das Mausoleum aus rotem Sandstein und weissem Marmor. Auch diese Anlage betritt man durch einen gewaltigen Torbau. Das Grabmal gilt als Vorläuferbau des Taj Mahal, vor allem auch deshalb, weil hier erstmals kostbare  Einlegearbeiten an den marmornen Wandflächen ausgeführt worden waren – eine weltweite Innovation.  Das Dekorationsprogramm wurde durch neue Motive ergänzt: neben abstrakten Mustern erscheinen nun Vasen und Weinkaraffen – das Paradies scheint nicht alkholfrei zu sein!

Am Ufer des Yamuna liegt  das Rote Fort. Die  gewaltige Anlage war  von Kaiser Akbar begonnen und von seinem Sohn Jahangir weiter ausgebaut worden. Der Enkel von Kaiser Akbar, der bauwütige Shah Jahan liess  fast alle bestehenden Gebäude wieder einreissen und durch neue ersetzen, wobei diese dann mit Marmor verkleidet wurden. Das Fort dient auch heute noch militärischen Zwecken, ca. 1/5 der weitläufigen Anlage kann jedoch besichtigt werden. Die Privatgemächer befinden sich auf der dem Fluss zugewandten Seite des Forts – von der Terrasse  aus hat man einen grossartigen Blick hinüber zum Taj Mahal.