Qasr Libya: Mosaiken
Qasr Libya ist ein kleiner Ort auf einer Anhöhe des Dschebel Akhdar, des sogenannten Grünen Gebirges, in der Landschaft Kyrenaika. Der Ort war schon in vorbyzantinischer Zeit befestigt, wurde aber vermutlich während der Vandalenzeit zerstört – Genaueres ist nicht bekannt. Nach dem Niedergang der Siedlung hatte Kaiser Justinian eine neue Stadt gründen lassen: Theodorias – nach seiner Gemahlin Theodora benannt. Aus jener Zeit existieren im Ort noch zwei Kirchen, die West- und die Ostkirche.
In der Ostkirche wurde 1957 bei Grabungsarbeiten zufällig ein Bodenbelag mit aussergewöhnlichen Mosaikbildern entdeckt. Auf einer ca. 60 m2 grossen Mosaikfläche sind 50 quadratische Felder eingefügt, deren Bildprogramm biblische und mythologische Darstellungen, Tierbilder sowie Szenen rund um die Gründung von Theodorias zeigt. Zunächst hatte man die Mosaike in situ belassen, sich aber einige Jahre nach deren Auffindung entschlossen, die Bildquadrate aus dem Boden zu nehmen und sie in einem Raum in der von den osmanischen beziehungsweise später italienischen Eroberern in eine Festung umgebauten Westkirche unterzubringen. Das Vorgehen war umstritten gewesen, da man durch diese Massnahme den originalen Bodenbelag zerstörte. Im Längsschiff der Ostkirche befindet sich am Boden zwar immer noch das grosse Mosaikgeviert, aber dort, wo die 50 Mosaikfelder eingelegt waren, klaffen nun Löcher. Deutlich ist zu sehen, wie sehr in dem offenen, nur von einem Dach geschützten Raum Witterungseinflüsse den Mosaiken schaden: die Farben des Rankenwerkes in der Bodenfläche sind blass und abgeschossen, und das Mosaikgeviert ist mit einer dünnen Staubschicht bedeckt. Nach der Gründungsinschrift auf einem der Mosaike wurde die Ostkirche in der Zeit zwischen 539 und 540 durch Bischof Makarios geweiht.