Poreč: die Stadt mit dem bedeutendsten Sakralbau Kroatiens
In dem Gebiet um Poreč reichen menschliche Siedlungsspuren bis in die Jungsteinzeit zurück. Um 800 v. Chr. wanderte der illyrische Stamm der Histrier in diese Region ein und gründete Siedlungen. Nachdem es um 100 v. Chr. den Römern gelungen war, die Histrier zu besiegen, legten sie in der Gegend von Poreč ein befestigtes Lager an, ein Castrum, das sich rasch zu einer Stadt entwickelte und den Status einer Kolonie – Colonia Julia Parentium – erhielt. Nachdem Zusammenbruch des Römischen Reiches geriet die Stadt unter die Herrschaft der Ostgoten und nach den Wirren der Völkerwanderungszeit fiel das ganze Gebiet an das Byzantinische Reich (539). Aus dieser Zeit stammt das bedeutendste Bauwerk in Poreč, die Euphrasius-Basilika, zugleich auch der bedeutendste byzantinische Sakralbau in Kroatien. Die Basilika hat eine bewegte Baugeschichte. An der Stelle, an der sie sich befindet, war im späten 4. Jahrhundert eine Kapelle für die Gebeine des Märtyrers Maurus Parentinus (Mauro von Poreč) errichtet worden, der der erste Bischof von Poreč war und vermutlich während der Christenverfolgungen unter Kaiser Diokletian ums Leben gekommen ist. Diese Kapelle, ein unscheinbarer Bau, wurde im 5. Jahrhundert zunächst zu einer Doppelkirche ausgebaut – Pfarrkirche und Gedächtniskirche. Im 6. Jahrhundert wurden die beiden Baukomplexe unter Bischof Euphrasius vollkommen erneuert und nach byzantinischem Vorbild dreischiffig, mit vorgelagertem Narthex und drei Apsiden, umgestaltet. Die Wände des Innenraums sind fast gänzlich schmucklos, aber die Hauptapsis der Basilika wurde mit prachtvollen Mosaiken ausgestattet und die Säulen aus prokonessischem Marmor wurden mit aufwändigen Kapitellen versehen. Zum Baukomplex gehören ein Atrium, dessen Säulenkapitelle aus Konstantinopel stammen, der Glockenturm, das Baptisterium, der Bischofspalast sowie weitere Annexbauten. Im Bischofspalast ist ein Museum eingerichtet.
Aus römischer Zeit sind wenige Monumente erhalten, da die antike Stadt fast vollständig überbaut wurde. Aber die Bewohner der Stadt sind sich ihrer römischen Vergangenheit bewusst: die beiden Hauptachsen sind immer noch nach den Bezeichnungen Decumanus und Cardo Maximus benannt. Teilweise freigelegt wurde das Forum am Ende des Decumanus, und auf dem Weg dorthin schreitet man gelegentlich über Steinplatten, über die einst auch die römischen Bürger geschritten sind. Eine einsame Säule schmückt das einstige Zentrum der Stadt, ebenso ein einsames Steingebilde, das Kenner der römischen Kunst als Statue der Göttin Diana identifizieren. Aus römischer Zeit stammt auch ein Fundament, das auf originelle Art in einen modernen Bau integriert wurde: als beim Bau der Bibliothek nahe des Decumanus Fundamente aus römischer Zeit freigelegt wurden, wurden diese im Boden belassen und mit einem Glasboden überdeckt, so dass die Besucher beim Betreten der Bibliothek erst einmal einen Blick auf die im Boden vertiefen Fundamente werfen können. Funde aus römischer Zeit sind im Heimatmuseum von Poreč, das im ehemaligen Sinčić-Palast untergebracht ist, ausgestellt – im Hof des Palastes ist ein Lapidarium eingerichtet.
Aus frühchristlicher Zeit stammt ein Bodenmosaik in einer ehemaligen Franziskanerkirche aus dem 13. Jahrhundert. Im 18. Jahrhundert wurde die Kirche säkularisiert. Im zweiten Stock des Gebäudes wurde ein Mehrzweckraum eingefügt, in welchem heute die Sitzungen des istrischen Parlaments stattfinden. Der Bau ist nicht öffentlich zugänglich, aber manchmal dürfen Besucher dennoch einen Blick in den Saal sowie auf die Bodenmosaike aus spätantiker Zeit werfen, die durch einen Steg überbrückt wurden und dadurch vor Beschädigungen geschützt sind.