Wadis, Oasen und Gebirge in Oman

Wadis, Oasen und Gebirge in Oman

Die Landschaften des Oman sind unglaublich vielfältig – unwegsame, schroffe Gebirgszüge, tiefe Schluchten, ausgetrocknete Flussläufe, menschenleere Stein- und Sandwüsten, aber auch fruchtbare Oasen und traumhaft schöne Strände sind charakteristische Merkmale dieses geographischen Raums.  Den Westen des Landes  prägt das Hajar-Gebirge, dessen höchste Erhebung im Massiv des Gebel Akhdar,  der Gebel Shams, 3009 m hoch ist. Von einem ca. 2000 m hoch gelegenen Plateau bieten sich spektakuläre Blicke auf das Bergmassiv sowie in die fast 1000 m tiefe Schlucht, die als Gran Canyon des Oman bezeichnet wird. Trotz der unwegsamen Natur hatten hier Menschen gesiedelt: in den senkrecht abfallenden Felswänden waren Terrassenfelder angelegt und bepflanzt worden – allerdings sind sie heute verlassen. Nach Süden hin treten aus dem Bergmassiv zahlreiche Wadis aus, die unterirdisch Wasser führen und die Oasen mit Wasser speisen. Der Wasserreichtum hatte zur Folge, dass seit alters her in den Oasen gesiedelt wurde.Zahlreiche, tief eingeschnittene  Wadis durchziehen das Gebirge und führen unterirdisch Wasser, das an den Wadiausgängen an die Oberfläche tritt und so die Oasen mit Wasser versorgt.

In der Region Al-Sharqiyah liegt das Wadi Bani Khalid, das zu den schönsten und grünsten Wadis in Oman zählt. Das Wadi führt stets Wasser, welches unterirdischen Quellen entspringt und das im Laufe der Zeit Becken, so genannte Pools, in das Felsgestein gegraben hat.

Im Wadi Ghul liegt das Dorf Ghul, dessen Gesamtanlage das typische Konzept einer dörflichen Anlage erkennen lässt. Die Bebauungsfläche für Nutzpflanzen liegt im Tal, da kein fruchtbares Land für Hausbau verschwendet werden sollte. Die Wohnhäuser aus Lehmziegel sowie die Ställe liegen höher. Noch höher liegt ein älteres Dorf, zu welchem eine Befestigungsmauer führt. Heute ist das Dorf verlassen und dem Verfall preisgegeben. Ab den Siebzigerjahren verliessen immer mehr Dorfbewohner den Ort, und zogen in neu errichtete Betonhäuser nicht weit vom alten Dorf entfernt.

Im Wadi Tanuf befindet sich ebenfalls eine verlassene Siedlung – allerdings wurde sie nicht freilwillig von ihren Bewohnern aufgegeben. Der Grund dafür hatte seinen Ursprung in einem Jahrhunderte alten Problem: die Frage, wer die Nachfolge Mohammeds antreten und an die Spitze der neuen Religionsgemeinschaft treten solle, war nach Mohammeds Tod ungelöst, da dieser diesbezüglich keinerlei Verfügungen hinterlassen hatte. Die Wirren, die dadurch ausgelöst wurden, blieben auch in Oman nicht ohne Folgen. So kam es 751 zur Wahl des ersten ibaditischen Imam, des religiösen Führers der Religionsgemeinschaft der Ibaditen, der aber auch in begrenztem Masse politische Macht besass. Daneben etablierte sich das Sultanat, an dessen Spitze ein weltlicher Herrscher stand, der auch das Amt des Imam innehaben konnte, sofern er von der Gemeinschaft gewählt wurde. In der Folgezeit kam es immer wieder zu heftigen Konflikten zwischen Sultan und Imam, wobei der Imam je nach Lage der Dinge von den Stämmen aus den Oasen unterstützt wurde. Erst in den Fünfzigerjahren konnte sich der Sultan definitiv gegen den Iman durchsetzen, und das Amt des Imam wurde abgeschafft.
Der letzte grosse Konflikt zwischen Sultan und Imam war ausgebrochen, als der Imam Ghalib bin Ali in den Fünfzigerjahren einen unter seiner Herrschaft stehenden unabhängigen Staat Oman gründen wollte. Er erhob sich gegen Sultan Said bin Taimur, den Vater des jetzt herrschenden Sultans. Mit der Unterstützung der Briten konnte der Sultan den Aufstand niederschlagen. Im Verlauf der kriegerischen Auseinandersetzung bombardierten britische Truppen die Lehmbausiedlung Tanuf, da diese als Hochburg der Aufständischen und als Versteck des Imam galt. Tanuf wurde vollständig zerstört und nicht wieder aufgebaut.

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