Tripolis

Tripolis

Tripolis, die Hauptstadt Libyens, heisst mit vollständigem Namen Tarablus al-Gharbi (Westliches Tripolis – zur Unterscheidung von Tripolis im Libanon), in der Antike hiess die Stadt Oea. Ca. im 7. Jh. v. Chr. war Oea von (vermutlich) aus Sizilien stammenden Phöniziern gegründet worden (die Herkunft dieser Kolonisten ist  nicht ganz zweifelsfrei). Aus der Frühzeit gibt es keine archäologischen Belege. Nach dem Zweiten Punischen Krieg (218-201 v. Chr.) war Oea an den numidischen König Massinissa gefallen (das Numidierreich lag etwa im Gebiet des heutigen Algerien), und nach dem Sieg  Caesars über Scipio war die Stadt als Teil der Provinz Africa Rom einverleibt worden (46 v. Chr.).

Zentrum der Stadt ist der Märtyrer-Platz, früher so genannter „Grüner Platz“ – grün deshalb, weil  auf diesem riesigen Platz ehemals grüne Plastikmatten ausgelegt waren, die einen Rasen als blühenden Neuanfang nach der Revolution symbolisieren sollten. Grün ist auch die Farbe der libyschen Flagge. Beim Märtyrer-Platz befindet sich die Festung As-Saray al-Hamra, ein Wehrbau aus byzantinischer Zeit, dessen Grundmauern vermutlich aus römischer Zeit stammen. Die Araber bauten die Anlage aus, später war sie zeitweise Stützpunkt der Malteser, Stützpunkt türkischer Seeräuber, Gefängnis, Kaserne etc. 1922/23 wurde der Bau von den Italienern restauriert und darin ein Museum eingerichtet. Heute beherbergt diese Zitadelle die libysche Altertumsverwaltung und das Nationalmuseum. Flankiert wird die Festung von zwei hohen Pfeilern, deren oberer Abschluss jeweils ein aus Bronze gegossenes Segelschiff und eine Bronzestatue des  libyschen Nationalhelden Omar Mukhtar  bilden.

Der Marcus-Aurelius-Lucius-Verus-Triumphbogen  wurde im Jahre 163 zu Ehren von Kaiser Marc Aurel und dessen Stiefbruder und zeitweiligem Mitregenten Lucius Verus von dem Magistraten C. Calpurnius Celsus gestiftet. Der Bogen ist als Quadrifons konzipiert, aus prokonnesischem Marmor errichtet und mit  barock-überladenem  Reliefschmuck reich dekoriert. Die ehemals in den Nischen des Bogens aufgestellten Statuen befinden sich entweder in Museen oder sind abhanden gekommen, die Reliefs sind teilweise stark verwittert. Rings um den Bogen liegen zahlreiche Bruchstücke von verschiedenen Monumenten, die man aus der ganzen Stadt zusammengetragen hat. Besonders sensibel war man mit diesem Relikt aus vergangenen Zeiten jedoch nicht umgegangen:  den Ehrenbogen hatte man vollständig in die umliegenden Häuser eingebaut,  und er  musste als Vorführraum des ersten Kinos in Nordafrika dienen – 1911.  1913 legten italienische Archäologen den Bogen frei und machten ihn wieder zugänglich.

Das in der Festung As-Saray al-Hamra untergebrachte Nationalmuseum beherbergt eine reichhaltige Sammlung  von Kunstschätzen aus der Antike, aber umfasst auch ethnographische sowie zoologische Sammlungen. Ein eigenes Stockwerk dokumentiert die libysche Geschichte der neueren Zeit, wobei besonders die durch einen Militärputsch begründete Ära Ghadaffi berücksichtigt ist. Im Erdgeschoss des Museums ist als besondere Attraktion ein himmelblauer, leicht verrosteter und etwas verbeulter VW-Käfer  ausgestellt – das erste Auto, das Ghadaffi besessen hatte.