Sharia al-Muizz li-din Allah

Sharia al-Muizz li-din Allah

Die  Sharia al-Muizz li-Din Allah ist die ehemalige “Prachtstrasse” Kairos – hier hatten die mameluckischen Sultane grossartige Bauten errichten lassen.  Die Strasse verläuft  in nord-südlicher Richtung mitten durch die islamische Altstadt – im Norden beginnend mit dem Stadttor Bab el-Futuh.

Die Moschee al-Muayyad ist angeblich die  schönste Moschee von Kairo. Ihre Minarette flankieren das Bab Zuweila,  das letzte, noch bestehende Stadttor aus fatimidischer Zeit.  Erbauer der Moschee war Sultan al-Muayyad Shaykh, der in der Zeit zwischen 1412 und 1421 regiert hat. Er war während seiner Regierungszeit von seinem Widersacher Sultan Barquq gefangen genommen und ins Gefängnis geworfen worden. Er litt schrecklich unter den Läusen und Flöhen und schwor, dass er, falls er jemals an die Macht kommen sollte, das Gefängnis in einen „heiligen Platz für Studenten“ umwandeln werde. Er erfüllte sein Versprechen und liess  die schönste Moschee, die je in Kairo gebaut wurde, errichten. Zahlreiche Esel transportierten tagelang jede Menge Knochen von Verstorbenen ab, die während der Bauarbeiten rund um den Bauplatz, dem ehemaligen Gefängnis, gefunden wurden. Gemäss des Versprechens des Sultans wurden die Moschee und die ihr angegliederte Medrese zu einer der bedeutendsten akademischen Institutionen des 15. Jahrhunderts. „Von überall wurde der Marmor herbeigeschafft, sogar von Privathäusern und Palästen“, berichtete im 15. Jahrhundert der Historiker al-Taghribirdi. Wegen der grossen Mengen an Marmor, die  für den Bau der Moschee notwendig war, stieg der Preis für Marmor ins Gigantische.  Eine grosse Bibliothek wurde zusammengetragen und die begabtesten Studenten besuchten die Vorlesungen. Der berühmteste Spezialist für Koranexegese in Ägypten, Ibn Hagar al-Asqalani, lehrte hier Shafi’i-Recht. Mit einer grossen Zeremonie wurde die Moschee eingeweiht. Berichten zufolge war das mittlere Bassin im Hof mit gezuckertem Wasser gefüllt und den Gläubigen wurden Süssigkeiten angeboten.

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Der Bau der  Al-Aqmar-Moschee, genannt die „Mondbeschienene“ oder auch „Graue Moschee“, wurde im Jahre 1125 vom  Wesir Mamun al-Bataihi in Auftrag gegeben. Dieser Bau ist aus verschiedenen Gründen für die Entwicklung der islamischen Architektur interessant: die Al-Aqmar-Moschee ist  die erste Moschee, deren Eingang nicht auf der Achse zur  Kibla-Wand liegt, auch markiert ihre Bauweise den Wandel von der Ziegel- zur Steinbauweise zu Beginn des 12. Jahrhunderts. Die Fassade ist aus Stein, und auch das  Dekor ist  aus Stein gearbeitet, nicht mehr, wie bisher, aus Stuck.

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Der Stiftungskomplex el-Ghouris, des letzten großen Sultans der Mamlucken (1501-1516), besteht aus fünf Gebäuden: eine Medrese und ein Mausoleum, die sich in der Sharia Muizz li-din Allah gegenüberstehen, einem Sabil-Kuttab, einem Makaad und einer Wakala.

Rechts und links der Sharia Muizz li-din Allah befinden sich die Medrese sowie die Moschee und das Mausoleum.  el-Ghouri   war ein kunstsinniger, wenn  auch grausamer Sultan. Er starb bei Aleppo in einer Schlacht gegen Amir Khayrbak. Da sein Leichnam nie gefunden wurde, wurde sein Grab von seinem unglückseligen Nachfolger Turmanbay besetzt, der ursprünglich im Hof hinter dem Mausoleum des El-Ghouri beigesetzt worden war.

el-Ghouri baute seinen Grabkomplex zwischen 1503 und 1504, architektonisch interessant, weil der Komplex auf beiden Seiten der Strasse errichtet wurde – ein Doppelensemble. Der westliche Teil umfasst die Freitagsmoschee und die Medrese, der östliche ein Khanqah (Gasthaus) mit dem Mausoleum und einem Sabil-Kuttab.

Die Medrese wurde im Mai des Jahres 1503 am Abend des Opferfestes  mit grossem Pomp eingeweiht. Am Einweihungsfest nahmen viele Würdenträgern aus Klerus, Politik und Militär teil. Der Zeitgenosse Ibn Iyas schrieb, dass das Gebäude reich mit Marmor dekoriert war, eine grossartige Konstruktion, elegant, es soll kein vergleichbares anderes zeitgenössisches Gebäude gegeben haben.  Ibn Iyas erwähnte aber auch, dass der Bau mit Hilfe von illegalen Konfiszierungen zu Stande gekommen war, und auch, dass der Marmor an anderen Gebäuden abgebrochen worden war.

Die beiden achteckigen, 51 m hohen Minarette stehen seit 1420 auf den Mauern des fatimidischen Mitwalli-Tores. Das Muqarna-Portal ist gross und wird durch eine Mauer über dem Eingang verstärkt. Ein Stalaktitengewölbe befindet sich über dem Eingang, ein Band aus rotem und türkisfarbenem Marmor rahmt den Torweg ein. Die Seitenwände des Portals sind in Kufi beschriftet, der Text ist die erste Sure des Korans: “Es gibt keinen Gott ausser Gott; Mohammed ist sein Prophet”. Über dem Portal und in den Nischen auf der einen Seite des Tores befindet sich eine Inschrift, die oft an religiösen Gebäuden angebracht wird: “Nur derjenige soll Gottes Platz der Anbetung einnehmen, der an Gott und den Letzten Tag glaubt,  das Gebet spricht und Almosen gibt, und nur Gott allein fürchtet”.

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Der Komplex des Sultans Mansur Qalawun umfasst  eine Moschee, ein Mausoleum und einen Maristan (Krankenhaus). Der Sultan hatte die Gebäude in den Jahren zwischen 1250 und 1382 errichten lassen, nachdem seine Horden drei Tage lang mordend und raubend durch Kairo gezogen waren, und ihn danach, wegen deren Greueltaten, das schlechte Gewissen gepackt hatte. Der Maristan wude 1920 in ein modernes Krankenhaus umgewandelt und beherbergt heute eine Augenklinik. Der Komplex ist das erste Beispiel für den neuen syrischen Stil jener Zeit und zeigt typische mameluckische Stilmerkmale. Die äusseren Fenster haben Säulen und erinnern an den gotischen Stil,  den Qalawun vermutlich von den Kreuzfahrerkirchen her kannte. Das  Hufeisenportal sitzt tief in einer hohen Nische mit Spitzbogen und  vielfarbigem Ablaq,  sehr schöne Maschrabijen und rundbogige Stuckgitterfenster, Stuckornamente, Zinnen sowie ein prachtvolles Schriftband zieren die Moschee.

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